Kann Stadtmobiliar/ die Gestaltung öffentlicher Plätze als Archiv gesellschaftspolitischen Vorstellungen gedeutet werden? Wie werden diese Vorstellung an der Gestaltung sichtbar? Für wen wird gestaltet und aus welchen Gruppen wird öffentlicher Raum auf welche Weise angeeignet und an welchen Strukturen wird dies sichtbar?
Gesellschaftliche Themen finden Eingang in die Gestaltung von Stadtmöblierung und werden im öffentlichen Raum verhandelt. Gentrifizierung, Stadtmarketing, Terror, Pandemie und Klimawandel bilden sich auch in der Möblierung und der Nutzung des städtischen Raums ab. Gleichzeitig manifestiert sich in der Gestaltung auch ein Menschenbild, vom sozialen Optimismus der 70ger Jahre mit Schachbrettern und Sitzecken bis zur Gestaltung, die sich im Sinne des Stadtmarketing funktional und ästhetisch gegen einzelne gesellschaftliche Gruppen richtet. Im Rahmen der Versicherheitlichung des öffentlichen Raums nach den Anschlägen des 11. Septembers wurden Sicherheitsvorkehrungen, wie durchsichtige Mülleimer, Poller und Barrikaden eingeführt, die zu Zeichen einer potentiellen Bedrohung wurden.
Anhand von Platzgestaltung und Möblierung werden vergangene und aktuelle gesellschafspolitische Vorstellungen diskutiert. Als Zeugen dieser Vorstellungen wird in der öffentlichen Diskussion nicht nur das Design kritisiert, sondern oft auch die zugrunde liegende Intention, zum Beispiel vermeintlich naive Versprechungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Diese Debatten werden teilweise mit großer Heftigkeit geführt und tragen zum Teil ikonoklastische Züge.
Die Pandemie-bedingte Verlagerung des Lebens von geschlossenen, halb-privaten und privaten Räumen in den öffentlichen Raum hat zu einer neuen Vielfalt der Nutzung und neuen Nutzergruppen dieser Flächen geführt. Defizite und Möglichkeiten der Gestaltung treten deutlicher zutage. Eigenmächtige Erweiterungen von Parks und öffentlichen Anlagen mit Baumhäusern, Schaukeln, Sportgeräten wie Ringen, Bändern und Hängematten lassen diese Neudeutung sichtbar werden. Produkte, die den öffentliche Raum in einen privaten Raum verwandeln wie z.B. aufblasbare Sessel und mobile Musikanlagen werden stark nachgefragt und prägen Parks und Grünanlagen.
Mit dem Mittel der seriellen Fotografie wird die Stadtmöblierung in unterschiedlichen urbanen Kontexten und sozialen Milieus analysiert: die Möblierung in Siedlungsanlagen am Rand der Stadt werden ebenso wie zentrale repräsentative Modernisierungsprojekte dokumentiert und kartiert.
Die Dokumentation und ausgewählte Ergebnisse werden auf einer Webseite zusammengestellt und präsentiert. Die Webseite wird durch ein Instagram-Profil ergänzt.